Die Deutsche Schlaganfallgesellschaft (DSG) hat am Montag das Universitätsklinikum Jena (UKJ) in Kooperation mit dem Klinikum Altenburger Land offiziell als „Neurovaskuläres Netzwerk“ aufgenommen. Das Netzwerk in Thüringen ist damit eines von 16 neurologischen Zentren in Deutschland und das einzige aus Mitteldeutschland in dieser Pilotphase. Fast 40 Netzwerke hatten sich beworben.
Die Fachgesellschaft möchte mit dem Neurovaskulären Netzwerk die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche innerhalb der Kliniken, aber auch zwischen den Kliniken in einer Region fördern. Wichtiger Partner des UKJ in diesem Netzwerk ist das Klinikum Altenburger Land. Etwa 10.000 Thüringer erleiden jährlich einen Schlaganfall. Schlaganfälle sind die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für Behinderungen bei Erwachsenen. Alleine am UKJ werden jährlich etwa 900 Schlaganfallpatienten behandelt, am Klinikum Altenburger Land 800.
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht und Heike Taubert, Thüringer Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit, informierten sich am Universitätsklinikum in Jena über die interdisziplinäre und klinikübergreifende Schlaganfallversorgung im Freistaat und gratulierten zur Auszeichnung durch die Fachgesellschaft. „Mit dem Neurovaskulären Netzwerk wird Thüringen zu einem wichtigen Standort der Hochleistungsmedizin für Schlaganfallpatienten. Das Netzwerk ist einmalig in Mitteldeutschland. Ich freue mich sehr über die guten Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene hier vor Ort und wünsche den Medizinern für ihre verantwortungsvolle Arbeit viel Erfolg. Das insgesamt hohe Niveau der medizinischen Versorgung in Thüringen steht für die Attraktivität unserer Region“, sagte Ministerpräsidentin Lieberknecht bei ihrem Besuch im Jenaer Universitätsklinikum.
Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg bei der Ausschreibung der Deutschen Schlaganfallgesellschaft war das bereits vor einem Jahr offiziell gegründete telemedizinische Netzwerk „SATELIT“ („SchlagAnfall TELemedizin Netzwerk In Thüringen“). In diesem Verbund arbeiten Schlaganfallexperten der neurologischen Kliniken des Klinikums Altenburger Land und des Universitätsklinikums Jena mit anderen Klinken Thüringens zusammen: Sie schalten sich per Videokonferenz ohne Zeitverlust in die Akut-Versorgung von Schlaganfallpatienten in den Versorgungskrankenhäusern ohne eigene neurologisch geführte Stroke Unit ein.
„Das Klinikum Altenburger Land ist rund um die Uhr telemedizinisch mit den Krankenhäusern in Glauchau, Hartmannsdorf und Greiz verbunden.“ erläutert Prof. Dr. Jörg Berrouschot, Chefarzt der Klinik für Neurologie und neurologische Intensivmedizin am Klinikum in Altenburg, die wichtige Rolle seiner Klinik in dem Netzwerk. Zusätzlich zur telemedizinischen Betreuung fahren die Neurologen des Klinikums täglich zu den Patienten in Glauchau, Hartmannsdorf und Greiz, um vor Ort die weitere Behandlung zu besprechen. In allen im Netzwerk zusammengeschlossenen Kliniken wurden so rund 1.500 Patienten innerhalb eines Jahres betreut.
„Durch den Einsatz der Telemedizin wird Expertenwissen gebündelt, das direkt im Netzwerk zur Verfügung steht. Damit werden ganz gezielt die Behandlungsmöglichkeiten für möglichst viele Patienten verbessert und die Qualität der klinischen Versorgung auch langfristig ausgebaut“, erklärt Gesundheitsministerin Heike Taubert. Der Freistaat Thüringen förderte den Aufbau des Netzwerkes mit fast 255.000 Euro.
„Diese finanzielle Förderung und der große Einsatz aller Beteiligten im SATELIT-Netzwerk waren wichtige Voraussetzungen für den aktuellen Erfolg bei der Ausschreibung der Deutschen Schlaganfallgesellschaft. Die heutige Ernennung zum Neurovaskulären Netzwerk ist zudem ein Ansporn für uns: Auch in Zukunft wollen wir die flächendeckende Versorgung neurologischer Patienten in Thüringen weiter verbessern“, kündigt Prof. Dr. Otto W. Witte, Direktor der Hans-Berger-Klinik für Neurologie an der Uniklinik Jena an.
Der Medizinische Vorstand des UKJ, Prof. Dr. Klaus Höffken, sagte bei der Übergabe in Jena: „Über diesen Erfolg freuen wir uns sehr. Er ist ein deutlicher Beweis für die Qualität unserer Patientenversorgung und zugleich die Bestätigung, unsere vielfältigen Kooperationen mit den medizinischen Einrichtungen in Thüringen weiter auszubauen.“
Stichwort: „Neurovaskuläres Netzwerk“ der DSG
Ein Neurovaskuläres Netzwerk ist laut DSG eine überregionale Versorgungsstruktur, in der alle Patienten mit neurovaskulären Erkrankungen, also allen Erkrankungen, die die Blutversorgung des Gehirns und des Nervensystems betreffen, interdisziplinär behandelt werden. Dies wird durch die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen realisiert. Neurochirurgie, Neuroradiologie, Neurologie, Gefäßchirurgie und Kardiologie arbeiten interdisziplinär eng zusammen, um Schlaganfälle und andere Hirngefäßerkrankungen zu behandeln.
Gemeinsame Gefäßkonferenzen, bei denen Mediziner der unterschiedlichen Fachrichtungen gemeinsam über die Therapieoptionen beraten, sind ein wichtiges Merkmal des Neurovaskulären Netzwerkes.