Montag , 16 September 2024

Lautstarke Botschafter des Altenburger Landes

Como Vento zum 7. Internationalen Sambafestival in Bad Wildungen (Foto: Como Vento)

Como Vento zum 7. Internationalen Sambafestival in Bad Wildungen


Die Augen der Sambistas des Johanniter/Aufbau Altenburg Projektes „Como Vento“ weiteten sich sichtlich, angesichts der überall in der Badestadt Bad Wildungen verteilten Sambagruppen. Wir hatten uns Anfang des Jahres für eine Teilnahme beworben und nach Zusage unsere Probenarbeit intensiviert. Schließlich sind wir Amateure, altersmäßig sehr durchmischt, integrativ und einzigartig. Nach bislang ca. 250 absolvierten Auftritten auf Stadtfesten, zum „Samba meets Handball“, bei Umzügen und privaten Partys haben wir genügend Live-Erfahrung um zu zeigen was wir können. Glauben wir.

Festival!

Angekommen in Bad Wildungen heißt es: einchecken, VIP-Bändchen anlegen und die Bühne suchen auf der 38 junge Menschen in rot den ersten Festivalabend eröffnen werden. Wir finden kaum Platz auf der Spielbankbühne… andere Baterias oder Blocos in Deutschland haben 15 – 20, manchmal 25 Sambistas mit denen sie unterwegs sind. Wir sind viele. Und wir sind laut. Die ersten Takte lassen die sich vor der Bühne versammelten Festivalbesucher zwei, drei Meter zurückweichen. Kurzes Stutzen… das klingt sehr viel anders als erwartet. Dann wird getanzt. Ein bisschen schneller als vor anderen Bühnen, ausgelassen und wild.

Zweimal spielen wir am Freitagabend, das zweite Mal im Dunkeln, scheinwerferbeleuchtet, die Hälfte von uns spielt mitten im Publikum, weil die Bühne nicht ausreichend dimensioniert ist. Mit viel Applaus, jeder Menge Eindrücken und geschafft machen wir uns auf den Weg zur Unterkunft.

Spielen die Johanniter heute nochmal?

10:00 Uhr Hauptbühne. Wir sind die ersten am langen Sambasamstag, wecken lautstark das langsam erwachende Festivalstädtchen; der Moderator weiß sogar von selbst, dass aus Altenburg die Skatkarten kommen. Dann ist endlich Zeit zum Entdecken, Kontakte knüpfen, sich dem Sambafieber hingeben. Eine merkwürdige Krankheit im Übrigen, nichts tut mehr weh, alles an einem will tanzen und so mancher lächelt verzückt vor sich hin. Immer wieder werden wir aufs Johanniter-Logo angesprochen: „Passiert hier heute etwas, weil so viele Johanniter da sind?“ Hm… Den Rettungsdienst scheint man zu kennen.

Wer uns am Vorabend gesehen hat fragt dann schon anders: „Spielen die Johanniter heute nochmal?“ Das gefällt uns schon besser.
Und ja, genau das werden wir tun – spielen. Noch zweimal, auf zwei Bühnen. Gegen halb zwei ist es dann soweit. Wir sind aufgeregt, Aipalé, die zweifelsfreien Stars des Freitagabends spielen direkt nach uns. Wir als Festivalneulinge, deren Sound auch mal ruckelt, trommeln was das Zeug hergibt. Dann leuchten Altenburger Kinderaugen. Aipalé tanzt zum Skatstadtsambareaggaemarchingdubconfusiongrooove! Wir sind begeistert. Ein wenig später, Gewitterwolken ziehen auf, stehen wir wieder, einige von uns trommeln im Publikum, auf einer großen Bühne. Dem folgenden Regenguss trotzend drängen wir uns letztlich zusammen. Das Publikum hält mit uns aus. Mit Beifall bedacht und sehr zufrieden lassen wir uns durch den restlichen Festivaltag treiben.

Was soll jetzt noch kommen?

Den Sonntag gehen wir gemächlich an. Ein bisschen länger schlafen, ausgiebig frühstücken, in der Unterkunft auschecken und nochmal aufs Festivalgelände fahren. Ein Auftritt steht noch an. 12:30 Uhr eine Zeit in der sich all die anderen Baterias und Bands bereits langsam zum Sambaumzug durch die Stadt sammeln, an dem wir leider nicht teilnehmen werden, da unsere Jüngsten am nächsten Morgen wieder in die Schule müssen. Als wir auf „unserer“ letzten Bühne ankommen spielen dort „Xamba“, die Anti-Castor-Sambagruppe, einen wunderschönen relaxten Samba, der sofort zum Tanzen einlädt. Viel Publikum ist gerade nicht in Sicht, ein paar Leute tanzen mit, alle anderen scheinen schon zum Umzug zu sein.

Como Vento zum 7. Internationalen Sambafestival in Bad Wildungen (Foto: Como Vento)

Auf geht’s , wir wollen trotzdem rocken, groooven und die Zeit nutzen, die uns bleibt. 30 Minuten sind nicht viel. Wir spielen. Laut und lebendig. Wie der Wind… Como Vento – wie der Wind. Aipalé zieht vorbei, winkend. Sicher auf dem Weg zum Umzug. Wir winken zurück und rocken weiter. Dann füllt sich der Platz vor unserer Bühne. Aipalé kommt zurück und tanzt noch einmal. Wir spielen strahlend, getragen vom sich zunehmend versammelnden Publikum, angetrieben von den Tänzern. 13:00 Uhr. Unsere Zeit ist um. Rauschender Applaus, Zugaberufe. Wir spielen noch einmal, verschmitzt lächelnd unsere Bühnenzeit um ein paar Minuten überziehend.

Beifalltrunken trudeln wir im Verpflegungszelt ein. Mittagessen und dann ab nach Hause. Im Bus, schon ein wenig erschöpft, werden Erfahrungen ausgetauscht. Viele Kontakte und zarte Freundschaften quer durch die Sambawelt haben sich ergeben. Wir haben viel gelernt. Dass die Sambawelt jetzt weiß, dass Altenburg und die Johanniter mehr sind als Skatkarten und Rettungsdienst, haben wir letztlich all unseren Unterstützern zu verdanken, die unsere Teilnahme am Festival möglich gemacht haben. Das sind nicht nur Geldgeber, sondern auch Mutmacher, flexible Schulleiter und Klassenlehrer, Sambamamas, Ehrenamtliche, die ihr Wochenende mit uns verbringen, freundliche Busunternehmen, Festivalveranstalter, unsere „Großen“, die ungefragt viel Verantwortung übernehmen.

Fazit:
Altenburg rockt! Und Johanniter können mehr als Leben retten. Manchmal retten sie Lebensfreude.

Janek Rochner-Günther

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