Mit den Worten „Kommen Sie rein, hier ist es warm.“ geleitet Gabriele Matzulla in einen Bauberatungsraum in der ehemaligen Berufsschule in der Lohsenstraße in Schmölln, dem zukünftigen Begegnungszentrum „Lohsenpark“. Gemeinsam mit Tilo Knoblauch stellen die beiden Geschäftsführer der Schmöllner Heimbetriebsgesellschaft (SHBG) hier ihr neuestes Projekt vor.
Gabriele Matzulla erläutert, dass mit dem Umbau der Berufsschule die ersten Schritte zum 2010 erstellten Entwicklungskonzept der SHBG gegangen werden. Das Konzept sieht vor, neben stationärer Pflege in den Seniorenheimen vielfältigere Angebote vorzuhalten. „Wir wollen die Menschen beim älter werden begleiten. Das geht in der Perspektive bis zum Mehr – Generationen – Wohnen“ sind sich die Geschäftsführer mit dem Aufsichtsrat der SHBG einig.
Entsprechend dem Pflegegrundsatz „ambulant vor stationär“ soll es u.a. erweiterte Möglichkeiten in der Tagespflege geben. Pflegebedürftige, die nur am Tag Unterstützung benötigen, können diese Zeit hier verbringen und werden danach wieder in ihr Zuhause gebracht, wo sich Angehörige oder Nachbarn um sie kümmern können. Momentan bietet die SHBG für Tagespflege 12 Plätze in ihrem Seniorenheim „Am Brauereiteich“ an. Ein Angebot, dass jedoch nicht ausreichend ist. Deshalb wird das Erdgeschoss der Berufsschule in der Lohsenstraße in eine Tagespflegeeinrichtung mit 20 Plätzen umgebaut.
In das erste Obergeschoss werden Geschäftsführung und Verwaltung der SHBG einziehen.
Der Saal im zweiten Obergeschoss wird optisch hergerichtet, eine neu eingerichtete kleine Küche ermöglicht eine Bewirtschaftung bei Veranstaltungen. Ein weiterer Raum steht als Vereins- und Besprechungsraum der SHBG und für Interessenten zur Verfügung. Eine der Toiletten wird behindertengerecht umgebaut. Dank eines Personenaufzugs, für den teilweise der ursprüngliche Schacht des Essenaufzugs genutzt wird, können dann alle Gäste auch barrierefrei Veranstaltungen im Saal besuchen.
Die Bruttogesamtkosten für das Projekt werden auf 750.000,00 € geschätzt. Für diese Bausumme wurden in der SHBG bereits seit 2 Jahren Rücklagen gebildet. Da diese jedoch nicht ausreichen, musste ein Kredit in Höhe von 500.000,00 € aufgenommen werden. „Und wir sind immer noch beim Sparen!“ macht Gabrielle Matzulla deutlich.
Besonders teuer am Umbau der Berufsschule sind die brandschutztechnischen Maßnahmen. Glücklicherweise verfügt das Haus über 2 Treppenhäuser, so dass die Fluchtwegesituation gut geregelt werden kann. Eine neue Heizungsanlage wurde eingebaut. Um möglichst wirtschaftlich mit Energie umzugehen, gibt es zwei Heizungskreisläufe, einen für die Tagespflege und die Verwaltung, die tagsüber Wärme braucht und einen anderen für den Saal und anschließende Räume, die eher abends genutzt werden. Beide Kreisläufe lassen sich getrennt schalten.
„Bis Herbst sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein.“ wünschen sich die beiden Geschäftsführer, wohl wissend, dass man bei einem Umbau in einem Bestandgebäude immer mit „Überraschungen“ rechnen muss. Dann steht ein großer Umzug an. Mit dem Auszug der Tagespflege und der Verwaltung aus dem Seniorenheim „Am Brauereiteich“ werden dort wieder Räumlichkeiten frei. Für diese bereitet die SHBG schon jetzt die entsprechenden Anträge für die danach geplanten Umbaumaßnahmen vor, damit es dann ohne Verzug gleich weiter gehen kann.
Es sollen mehrere Bewohnerzimmer entstehen, von denen jeweils zwei durch ein Tandembad miteinander verbunden sind. „Mit dieser Lösung haben wir bereits im Seniorenheim „Schloss Löbichau“ gute Erfahrungen gemacht.“ sagt Tilo Knoblauch. Ein Tandembad ist immer mit behindertengerechter Dusche, Toilette und Waschbecken ausgestattet. Es lässt sich jeweils nur immer von einer Bewohnerseite betreten, so dass die Intimsphäre gewahrt bleibt. Farblich gestaltete Einbauschränke für die persönlichen Dinge der Bewohner lockern das Bad optisch auf. Dafür müssen jedoch Wände ein- und ausgebaut, eine Lüftungsanlage und ein Schwesternruf installiert werden und das alles bei laufendem Betrieb im Seniorenheim.
„Natürlich werden wir darauf achten, dass unsere Bewohner von diesen Baumaßnahmen möglichst wenig beeinträchtigt werden.“ versichert Tilo Knoblauch. Er ist nicht nur einer der Geschäftsführer der SHBG, sondern auch Prokurist und Technischer Leiter im Klinikum Altenburger Land. In beiden Funktionen hat er bereits reichlich Bauerfahrungen gesammelt, u.a. beim Ausbau der ehemaligen Frauenklinik am Beethovenplatz zur heutigen Seniorenresidenz, beim Bau des Klinikumskindergartens, beim Bau des Seniorenheims in Löbichau und beim Klinikumsneubau MEDICUM. Gerade bei letzterem und bei Umbaumaßnahmen im Klinikum selbst wurden diese auch immer bei laufender Belegung durchgeführt. „Wenn man die Angelegenheiten ordentlich vorher bespricht, gut plant und gegenseitig Rücksicht nimmt, ist vieles möglich.“ weiß Knoblauch daher.
Mit den neuen Räumen wird die SHBG ihr Angebot an Kurzzeitpflegeplätzen um 12- 16 Plätze erweitern. Momentan werden in allen drei Seniorenheimen der SHBG je 3 Kurzzeitpflegeplätze angeboten. „Kurzzeitpflege ist schwierig zu organisieren. Besonders zu Urlaubszeiten sind diese Plätze sehr begehrt, werden aber auch mal für einige Zeit weniger nachgefragt. Diese Schwankungen können wir in einer größeren Pflegeeinrichtung natürlich viel besser kompensieren, als in einer reinen Kurzzeitpflegeeinrichtung.“ erläutert Matzulla die Vorteile sowohl für die Nutzer dieses Pflegeangebots als auch für die SHBG. Bis dahin rät sie, sich bei Bedarf rechtzeitig für einen Kurzzeitpflegeplatz anzumelden oder die Vermittlungsmöglichkeiten zu nutzen, die der Sozialdienst im Klinikum Altenburger Land anbietet.
In den drei Seniorenheimen der SHBG werden insgesamt ca. 240 Pflegeplätze vorgehalten, die zu 98 % ausgelastet sind. Die Bewohner werden von insgesamt etwa 200 Mitarbeitern betreut. Davon arbeiten die meisten direkt in der Pflege, aber es braucht natürlich auch Mitarbeiter, die sich um die Technik und die Verwaltung kümmern.
„Wir haben glücklicherweise einen stabilen gewachsenen Personalbestand. Aber 25 % der Mitarbeiter sind über 50 Jahre alt.“ macht sich Gabriele Matzulla etwas Sorgen. „Deshalb haben wir ein Personalkonzept entwickelt. Im thüringenweiten Durchschnitt sind wir zahlenmäßig überproportional mit qualifizierten Pflegefachkräften und Pflegekräften aufgestellt. Wir tun viel dafür, dass dies so bleibt. Jährlich bieten wir 6 Stellen in der dreijährigen Ausbildung zum/zur Altenpfleger/-in an. Momentan sind 23 Azubis und Umschüler zur Ausbildung in der SHBG. Details zur Ausbildung und Ausbildungsvergütung findet man auf unserer Homepage unter www.shbg.de/mitarbeiterazubis. Bewerbungen, auch für das laufende Jahr sind uns immer willkommen!“
Das Entwicklungskonzept der SHBG geht aber noch weiter. Neben der Berufsschule in der Lohsenstraße befindet sich das leer stehende ehemalige Fabrikgebäude der Berufsschule. An dieser Stelle sehen Matzulla und Knoblauch in einigen Jahren die Mehr – Generationen – Wohnanlage. Natürlich wurde zunächst geprüft, ob sich die vorhandene Bausubstanz zum Umbau eignet. Viele Gründe sprechen dagegen: zu hohe Räume, zu große Treppenhäuser, Holztreppen – unter diesen Bedingungen sind neue Wohnungen nicht sinnvoll einzurichten. Einen Neubau kann man auf heutige Bedürfnisse besser und Kosten sparender anpassen.
Das ist aber ein Schritt, der noch reifen muss, sind sich Matzulla und Knoblauch einig.