Montag , 16 September 2024

Deutschland ein Wintermärchen

Das Then-Quartett (Foto: Theater&Philharmonie Thüringen)

Versepos von Heinrich Heine – In der Reihe Wegmarken der europäischen Geschichte

Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, lädt Theater&Philharmonie Thüringen um 18.00 Uhr zu einer Premiere ins Große Haus des Landestheaters Altenburg ein: Heinrich Heines Versepos „Deutschland. Ein Wintermärchen“ steht auf dem Programm. Die Konzeption stammt von Schauspieldirektor Bernhard Stengele, der auch inszenierte und mit dem Then-Quartett auftritt. Die musikalische Leitung hat Ulrich Pakusch. Für die Bühne zeichnet Sandra Dehler verantwortlich. Es spielen und singen Bernhard Stengele, Ulrich Pakusch, Philipp Reinheimer, Kai Christian Moritz/Johannes Strauß.

Heine ist Heimat. Aber was ist Heimat? Wie die Heimatliebe, das Heimatlied, der Heimatfilm und alles Daheimgebliebene ist die Heimat in Verruf geraten. Wird sie vielleicht überhaupt nur dem Reisenden, dem Entfremdeten zum Sehnsuchtsort? Heines Heimat ist konkret: der gute alte Vater Rhein, der im Kyffhäuser schlummernde Kaiser Barbarossa, der Kölner Dom, das heimische Sauerkraut, die Roster.

Das Then-Quartett folgt den Spuren Heinrich Heines. Von Paris führt sie der Weg über Aachen, Köln, Mühlheim, Hagen, Unna und Minden schließlich nach Hamburg. Heine, der begeisterte Europäer und jüdische Exildeutsche, erlaubt sich, angesichts der deutschen Heiligtümer sentimental zu werden, aber mit bissigem und immer politischem Blick. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und erzählt ungeniert mit sprudelndem Witz, genialer Ironie und freizugiger Erotik von seiner Heimat: Deutschland. „Kein schöner Land in dieser Zeit“ singen sie. Dazu spielt Ulrich Pakusch auf dem historischen Then-Hammerflügel, nach dessen Schöpfer sich das Quartett benannt hat.

Christian Then wurde 1803 im fränkischen Mellrichstadt geboren. Nach seiner Lehre zum Klavierbauer, die er vermutlich in Würzburg bei der Firma Pfister absolvierte, war er von 1834 bis 1866 als selbständiger Klavierbauer in Augsburg tätig. Er starb 1877 in München. Die Bedeutung von Christian Then als Klavierbauer liegt in seiner Entwicklung der Hammelflügel-Technik. Er verstand es, die Elemente der Prellzungen-Mechanik und der Stoßzungen-Mechanik auf das Geschickteste miteinander zu verbinden. Als Resultat entstanden Hammerflügel, die einerseits den Erhalt der leichten Spielart und des glockigen Klangs der Prellzungen-Instrumente garantierten, die sich andererseits aber durch eine größere klangliche Dynamik auszeichneten.

Dabei handelte es sich um die bautechnische und klangästhetische Lösung, um die man sich im Klavierbauzentrum Wien im 19. Jahrhundert ebenso intensiv wie vergeblich bemüht hatte. Umso erstaunlicher ist es, dass Christian Then als einer der innovativsten Klavierbauer des 19. Jahrhunderts bisher noch nicht in seiner ganzen Bedeutung erkannt worden ist. Ein Grund liegt sicherlich darin, dass neben dem Hammerflügel aus dem Jahre 1840, der vom Then-Quartett nach sorgfältiger Restaurierung durch die Firma Neupert aus Bamberg gespielt wird, nur vier weitere Hammerflügel als erhalten bekannt sind. Die Instrumente befinden sich im Historischen Museum Basel, im Deutschen Museum München und in Privatbesitz in Ingolstadt und München.

Der Then-Hammerflügel, der in der Vorstellung „Deutschland. Ein Wintermärchen“ zu hören ist, wurde für das Then-Quartett von einem Würzburger Stifterkreis von der Cembalo- und Klavierbaufirma Neupert aus Bamberg erworben. Der historische Flügel wird in der Musikinstrumentensammlung des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Würzburg im Südflügel der Würzburger Residenz aufbewahrt und steht dem Then-Quartett für Vorstellungen jederzeit zur Verfügung. Nach einem fachgerechten Transport wird der Then-Hammerflügel, dessen Anfertigung in Zeit von Heinrich Heines Reisen nach Deutschland aus seinem Pariser Exil fällt, auf den Bühnen in Altenburg und Gera zu erleben sein.

Mit dem Albert-Schweitzer-Programm „Ich bin Leben, das leben will“ waren Bernhard Stengele und Ulrich Pakusch zusammen mit Schauspielern aus Burkina Faso im Januar in der Brüderkirche Altenburg und in der Sankt Salvator Kirche Gera zu erleben. Darüber hinaus gestaltete das Then-Quartett im März 2013 ein Programm zur Passion SEHT, WELCH EIN MENSCH! in der Salvator Kirche.

DAS TEAM:

  • Kai Christian Moritz hat sein Leben zwei Leidenschaften gewidmet: Der Schauspielerei und der Musik! Ein Schauspielstudium absolvierte er in München an der Neuen Schauspielschule. Dort studierte er auch Gesang, unter anderem bei H. Elger und P. Pöppel. Darüber hinaus war er Mitglied im Chor der Philharmonie München. Nach Schauspielengagements in München, Esslingen, und Konstanz ist er seit der Spielzeit 2005/06 festes Ensemblemitglied am Mainfranken Theater Würzburg
  • Ulrich Pakusch studierte Orgel bei Daniel Roth, Klavier bei Wilhelm Ohmen und Dirigieren bei Max Pommer in Saarbrücken und Frankfurt am Main. Die Teilnahme in der Meisterklasse von Sergiu Celibidache und die Hospitanz bei Lorin Maazel prägten seine künstlerische Laufbahn. Sein beruflicher Werdegang führte ihn über die Städtischen Bühnen Regensburg, das Pfalztheater Kaiserslautern und das Badische Staatstheater Karlsruhe zum Mainfranken Theater Würzburg, an dem er von 2004 bis 2011 als Studienleiter und Kapellmeister engagiert war. Ulrich Pakusch übt eine rege Tätigkeit als Konzertorganist und Liedbegleiter aus. Er gastierte unter anderem im Konzerthaus am Gendarmenmarkt, in der Berliner Philharmonie, im Theaterhaus Stuttgart, in der Alten Oper Frankfurt, in der Philharmonie am Gasteig, in Paris und in der Jack-Singer-Hall Calgary. Darüber hinaus ist er musikalischer Leiter der Konzertreihen in der Wallfahrtsbasilika zu Werl (Westfalen) mit einem Umfang von sechs Konzerten im Jahr. Seit dem Wintersemester 2006/2007 hat Ulrich Pakusch einen Lehrauftrag im Fachbereich „Oper“ an der Hochschule für Musik in Würzburg inne.
  • Johannes Strauß studierte nach einem abgeschlossen Schulmusikstudium von 2007 bis 2011 an der Hochschule für Musik in Würzburg Chorleitung und Musiktheorie. Nach seinem Diplom übernahm er an diesem Institut einen Lehrauftrag für Tonsatz und Gehörbildung.
Seit 2010 ist er künstlerischer Leiter des Würzburger Madrigalchores. Zurzeit studiert Johannes Strauß im Hauptfach Gesang und ist bereits als freischaffender Tenor tätig.
  • Bernhard Stengele ist seit der Spielzeit 2012/13 Schauspieldirektor und Philipp Reinheimer festes Ensemblemitglied im Schauspiel von Theater&Philharmonie Thüringen.

Weitere Aufführungstermine „Deutschland. Ein Wintermärchen“ im Landestheater Altenburg:17. Nov. 18 Uhr
Geraer Premiere am 7. Februar 19.30 Uhr

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