Montag , 16 September 2024

Heiterer Schlagabtausch beim Altenburger Buchquartett in Löbichau

Das Altenburger Buchquartett am 27. September 2022 mit Birgit Seiler, Marian Riedel als Gast, Kristin Jahn und Roland Krischke. (v.l.n.r.) (Foto: Steven Ritter)


Zum mittlerweile siebenten Mal veranstaltete die Goethe Gesellschaft Altenburg e. V. am Dienstag, dem 27. September 2022, das Altenburger Buchquartett. Neben den Stammgästen Birgit Seiler, Kristin Jahn und Roland Krischke, nahm bei dieser Ausgabe im Bürgersaal in Löbichau auch der TV-Journalist Marian Riedel teil. Vorgestellt wurden Bücher von Bodo Kirchhoff, Jules Verne, Jaroslav Rudiš und Olga Tokarczuk.

Unter dem Motto „Reisen mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln“ hat das Altenburger Buchquartett vor insgesamt 60 interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern erneut Werke aus der zeitgenössischen und klassischen Literatur vorgestellt. Und wieder wurde dabei ebenso leidenschaftlich wie kritisch über vier Bücher debattiert.

Bereits das erste Buch des Abends, Bodo Kirchhoffs „Betreff: Einladung zu einer Kreuzfahrt“ (erschienen 2017), vorgestellt von Birgit Seiler, stieß beim Buchquartett auf ein geteiltes Echo. An der Geschichte über eine Kreuzfahrt, die ein Autor kostenlos bei Einhaltung eines 18-seitigen Bedingungskatalogs angeboten bekommt, wurde einerseits der Witz des Autors hervorgehoben, andererseits Kritik an der Form und der unrealistischen Handlung geübt.

Mit Jules Vernes „Fünf Wochen im Ballon“ aus dem Jahr 1863 stellte Roland Krischke anschließend einen Klassiker der Weltliteratur vor. Das Erstlingswerk des französischen Autors schildert eine abenteuerreiche Reise von Ost- nach Westafrika. Die vier Diskutanten waren sich einig in ihrer Begeisterung über das Buch. Sicher werde es noch in hundert Jahren gelesen, was an der gelungenen Beschreibung englischer Pedanterie und dem schwarzen Humor liegen könne.

Wohl am kontroversesten wurde der Literaturvorschlag des Gastes, Marian Riedel, besprochen. Jaroslav Rudiš´ Buch „Winterbergs letzte Reise“ beschreibt die Fahrt eines schwerkranken über 90-Jährigen mit seinem Pfleger in der Eisenbahn quer durch Europa – von Berlin nach Sarajevo. Dabei werde, bewunderte Riedel, zugleich der europäische Weg der letzten 100 Jahre beschrieben. „Eine Zumutung“, war wiederum eine der gegenläufigen Aussagen, die insbesondere auf die Sprache mit ihren zahlreichen Wiederholungen als Stilmittel abzielte. Gerade weil die Meinungen über Rudiš so stark auseinandergingen, lautete die Empfehlung des Buchquartett ans Publikum „Lesen Sie es und finden Sie es selbst heraus!“.

Den Abschluss des Abends bildete der Literaturvorschlag von Kristin Jahn: Olga Tokarczuks „Anna In. Eine Reise zu den Katakomben der Welt“ (deutsche Übersetzung von 2022). Die Literaturnobelpreisträgerin des Jahres 2018 verknüpft in ihrem Werk in einer futuristisch anmutenden Szenerie die antike Erzählung vom Diesseits und Jenseits mit der Schöpfungsgeschichte. Obschon das Sujet des Werkes nicht vollends zu überzeugen wusste, wurde hier auf die ungewöhnliche Sprachgewalt der Autorin hingewiesen.

Die etwa 60 Besucherinnen und Besucher der Abendveranstaltung in Löbichau bekamen somit einen literarisch kontrastreichen Abend geboten, der in einer schnellen Schlussrunde noch eine Reihe weiterer Literaturempfehlungen bot. Auch dank der liebevollen Bewirtung durch den ortsansässigen Orgelverein verweilten die Gäste noch lange nach der knapp 75-minütigen Buchbesprechung bei angeregten Gesprächen Das nächste Altenburger Buchquartett findet am 3. Februar 2023 im Schloss Ponitz statt.

Das Altenburger Buchquartett ist eine Veranstaltungsreihe der Goethe Gesellschaft Altenburg. An stets wechselnden Orten stellen Birgit Seiler, Fachdienstleiterin für Natur- und Umweltschutz im Landratsamt Altenburger Land; Kristin Jahn, Generalsekretärin des evangelischen Kirchentages; Roland Krischke, Direktor der Altenburger Museen und ein vorher nicht bekannter Überraschungsgast ein literarisches Werk zu einem bestimmten Thema vor.

Nächste Veranstaltung der Goethe Gesellschaft Altenburg:
Montag, 12. Oktober 2022, 19 Uhr
VHS Altenburger Land
Goethe und die polnische Romantik
Gastreferent: Bernd Kemter, Gera
Eintritt für Nicht-Mitglieder 6,- €

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