Umfrage: Mehrheit der Thüringer befürwortet Reform der Primärversorgung

Mehrheit für Hausarztmodell: Thüringer befürworten Primärversorgung

Eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbands zeigt:
55 Prozent der Menschen in Thüringen befürworten, dass Facharzttermine künftig nur noch nach Überweisung durch den Hausarzt vergeben werden sollen.

Damit liegt der Freistaat über dem Bundesdurchschnitt. Besonders hoch ist die Zustimmung bei Männern (56 Prozent) sowie in den Altersgruppen der 40- bis 59-Jährigen (54 Prozent) und Über-60-Jährigen (65 Prozent).
Nur 39 Prozent der Befragten sprachen sich gegen die geplante Reform aus.

Die Reform der Primärversorgung ist ein zentrales Ziel von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken, die damit längere Wartezeiten vermeiden und Patienten gezielter zu den richtigen Anlaufstellen im Gesundheitssystem steuern will.

Termine nach Dringlichkeit – und mit Unterstützung der Krankenkasse

Die große Mehrheit der Befragten befürwortet, dass Arzttermine künftig nach medizinischer Dringlichkeit vergeben werden.

„Ziel muss es sein, dass vor allem diejenigen schnell einen Termin bekommen, die ihn aus medizinischen Gründen wirklich benötigen“, erklärt Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK PLUS.

Zudem wünschen sich 76 Prozent der gesetzlich Versicherten mehr Unterstützung durch ihre Krankenkasse bei der Suche nach Arztterminen.
In der Altersgruppe der 40- bis 59-Jährigen liegt dieser Wunsch sogar bei 87 Prozent.

Striebel verweist darauf, dass derzeit Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen für die Vermittlung zuständig seien:

„Unsere Kunden wenden sich regelmäßig an uns, doch ohne Zugriff auf freie Termine sind uns die Hände gebunden. Mehr Transparenz und Zusammenarbeit wären hier im Interesse der Patienten.“

Teamarbeit in der Hausarztpraxis: Modell mit Zukunft

Die AOK-Gemeinschaft schlägt vor, die hausärztliche Versorgung teambasiert weiterzuentwickeln.
Statt ausschließlich Ärztinnen und Ärzten sollen künftig auch Pflegefachkräfte und medizinische Assistenzberufe stärker in die Grundversorgung eingebunden werden.

Laut Umfrage unterstützen 55 Prozent der Thüringer dieses Konzept, besonders die jüngeren Befragten zwischen 18 und 29 Jahren (61 Prozent).

„Nicht immer braucht es zwingend den Arztkontakt. Viele Leistungen wie Blutabnahmen, Impfungen oder Messungen können von qualifiziertem Praxispersonal übernommen werden“, betont Striebel.

Orientierungslosigkeit in Notfällen bleibt Problem

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage zeigt: Viele Menschen sind unsicher, wo sie im Krankheitsfall Hilfe finden, besonders außerhalb der Praxisöffnungszeiten.
29 Prozent der Befragten würden bei nicht lebensbedrohlichen Beschwerden wie Fieber oder Harnwegsinfekten am Wochenende eine Notaufnahme aufsuchen.
Fünf Prozent gaben an, in solchen Fällen sogar den Notruf 112 zu wählen.

Positiv: 62 Prozent würden sich stattdessen an den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117 wenden.

„Viele Menschen fühlen sich im Gesundheitswesen orientierungslos. Wir müssen Wege in die richtige Versorgung einfacher und verständlicher gestalten“, sagt Dr. Stefan Knupfer, Vorstand der AOK PLUS.

Ein Beispiel dafür sei die digitale Gesundheitsassistentin „AOK NAVIDA“, die über einen Symptomchecker eine erste Einschätzung ermöglicht und Patientinnen und Patienten helfen kann, passende nächste Schritte zu finden.

Hintergrund zur Umfrage

Die Befragung wurde vom Meinungsforschungsinstitut forsa im Zeitraum vom 4. bis 13. September 2025 durchgeführt. Befragt wurden 506 Personen in Thüringen telefonisch und online.

Das vollständige Positionspapier der AOK-Gemeinschaft zur Primärversorgung ist abrufbar unter:
???? www.aok.de/pp/bv/pm/ambulante-primaerversorgung

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