Künstler Gil Schlesinger verstorben
Bereits am 25. März 2024, an seinem 93. Geburtstag, ist der Maler und Grafiker Gil Schlesinger verstorben. Der mehrfach ausgezeichnete Künstler, der 1931 in Aussig (Ústi nad Labem) geboren wurde und zuletzt in Pfaffenhofen an der Ilm lebte, zählte zu den unangepassten Künstlerpersönlichkeiten in der früheren DDR und war Vorbild für künftige Generationen von Künstlerinnen und Künstlern. Mit dem Lindenau-Museum Altenburg verbanden ihn nicht nur mehrere Ausstellungen, das Museum beherbergt auch zahlreiche Grafiken, Zeichnungen und ein Gemälde des Künstlers.
Weite Strecken des Lebens von Gil Schlesinger waren geprägt von Rast- und Ruhelosigkeit: Als Jude wuchs er von 1942 bis 1945 in der Illegalität auf. 1948 emigrierte er nach Israel und lebte unter anderem in Haifa, Tel Aviv und Jerusalem. Dort suchte er den Kontakt zu bildenden Künstlern, bevor er ab 1951 als Autodidakt selbst zu malen begann. 1955 siedelte Schlesinger als israelischer Staatsbürger in die DDR über, wo er zunächst in einer Schuhfabrik und später als Bühnenmaler arbeitete. Dem folgte von 1960 bis 1962 ein Studium als Theatermaler in Leipzig. Ab 1967 lebte er schließlich als freischaffender Künstler in Leipzig. Ein weiterer bedeutender Einschnitt in seinem Leben markiert das Jahr 1980, in dem er in die BRD ausreiste und sich ein Atelier in Haimhausen (Dachau) einrichtete. Ab 1999 lebte er in Pfaffenhofen an der Ilm (Bayern), wo er am 25. März 2024 auch verstarb.
Gil Schlesingers künstlerisches Wirken war von einem persönlich-poetischen Stil geprägt – in bewusster Abgrenzung zum Realismus der Leipziger Schule. So galt er auch vielen jungen Kunstschaffenden der DDR in den 1970er- und 1980er-Jahren als „Vaterfigur“. Künstlerisch eher in der Tradition der Klassischen Moderne verwurzelt (intensives Farbspiel, Abstraktionen), entzog sich Schlesingers Schaffen stets der politischen Indienstnahme durch die DDR-Führung. Nach seiner Ausreise in den Westen fokussierte sich Schlesinger auf großformatige Werke mit literarischen, musikalischen und kunsthistorischen Bezügen. Sein Spätwerk war geprägt von thematischen Zyklen, die sich auf aktuelle und historische Zusammenhänge bezogen. Für die vielen Jahrzehnte künstlerischen Arbeitens wurde Schlesinger mehrfach ausgezeichnet. Bereits 1978 erhielt er den Mogollon-Preis (ein alternativer Kunstpreis in der DDR), 1981 erhielt er den Preis im Wettbewerb „Berge ´81“ in München, 2021 wurde er mit dem Sonderpreis des Sächsischen Druckgrafiksymposiums ausgezeichnet. Seit 1992 war er zudem Ehrenmitglied des Bundes Bildender Künstler.
Seine enge Verbindung zum Lindenau-Museum zeigt sich nicht nur an Werken Schlesingers, die sich heute im Bestand des Museums befinden, sondern auch in mehreren Ausstellungsbeteiligungen in Altenburg. Bereits unmittelbar nach der Vereinigung von Ost und West, 1991, kehrte Schlesinger mit einer Sonderausstellung am Lindenau-Museum in sein früheres Umfeld zurück und präsentierte in einer großen Schau Malerei und Grafiken. Nach der Quelle für seine Kreativität gefragt, antwortete er damals: „Meine grenzenlose Neugier für alles, was das Leben betrifft, Zeitgeschichte, Naturerlebnisse, Literatur und vieles mehr“. Von seiner grenzenlosen Neugier konnten sich Kunstfreundinnen und -freunde noch 2016 ein Bild machen: Anlässlich des 75. Geburtstages von Peter Schnürpel stellte Schlesinger nochmals zusammen mit weiteren früheren Weggefährten im Lindenau-Museum aus. Über Gil Schlesinger sagte Peter Schnürpel damals: „(…) Mit Gil Schlesinger verbindet mich eine Uraltfreundschaft, die auch im Künstlerischen wurzelt. Schlesingers Bildsprache hat eine ganz besondere Ausstrahlung; ihr eignet etwas Kosmopolitisches, man ahnt Matisse, Chagall, Jawlensky, so wie der ganze Mann in Erscheinung, Lebenshaltung, Geist und Kunstauffassung weltbürgerlich ist.“
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lindenau-Museums Altenburg werden Gil Schlesinger ein ehrendes Andenken bewahren.