Appell für faire Löhne im Altenburger Land

IG BAU warnt: Erntehelfer im Altenburger Land keine „Feldarbeiter 2. Klasse“

Sie pflücken Erdbeeren, stechen Spargel oder ernten Äpfel – oft gebückt, bei Hitze oder Regen: Saisonkräfte leisten im Altenburger Land unverzichtbare Arbeit. Doch laut der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) ist ihre Situation häufig prekär. Der Bezirksverband Thüringen der Gewerkschaft appelliert deshalb eindringlich an die Landwirte in der Region, Erntehelfer anständig zu entlohnen und unterzubringen.

„Ob Erdbeeren, Gurken oder Kirschen – wer hier auf dem Feld arbeitet, muss dafür auch respektvoll behandelt werden“, sagt Ralf Eckardt, Bezirksvorsitzender der IG BAU Thüringen. Die Gewerkschaft fordert die Einhaltung des gesetzlichen Mindestlohns von derzeit 12,82 Euro pro Stunde – ohne Abstriche. „Jeder Cent darunter ist illegal und ein Fall für den Zoll“, betont Eckardt. Eine von Teilen des Bauernverbandes geforderte Reduzierung des Mindestlohns für Saisonarbeiter sei inzwischen vom Tisch – zur Erleichterung der Gewerkschaft.

Faire Arbeit – faire Bezahlung

Viele Erntehelfer im Altenburger Land stammen aus Rumänien, Polen, Bulgarien oder zunehmend auch aus Zentralasien. Sie kommen oft für mehrere Monate, leben in einfachen Sammelunterkünften – nicht selten zu hohen Kosten. Hinzu kommen Verpflegungs-, Vermittlungs- und Transportkosten, die ihnen vom ohnehin schmalen Lohn abgezogen werden. „Was am Ende übrig bleibt, reicht oft kaum zum Leben“, so Eckardt.

Die IG BAU erinnert daran, dass Saisonarbeit kein rechtsfreier Raum sei: „Niemand, der hier auf den Feldern arbeitet, darf wie ein Arbeiter zweiter Klasse behandelt werden.“ Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel sei Lohndrückerei der falsche Weg – sie verschärfe die Probleme nur.

Unterstützung für Saisonkräfte

Die Gewerkschaft ruft zur Solidarität auf: Wer mitbekommt, dass Erntehelfer im Altenburger Land unter schlechten Bedingungen arbeiten, kann sich an das Netzwerk Faire Mobilität des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) wenden. Dieses bietet Beratung – auch in mehreren Sprachen:

Mail: kontakt@faire-mobilitaet.de
Tel.: 030 – 219 65 37 21
Web: www.faire-mobilitaet.de

Blick nach Europa: Mehr ist möglich

Ein Blick in die Niederlande zeigt, dass faire Löhne auch im Wettbewerb möglich sind. Dort liegt der gesetzliche Mindestlohn für Erntehelfer bei 14,40 Euro – deutlich über dem deutschen Niveau. Trotzdem liefern niederländische Betriebe erfolgreich in den deutschen Markt. Auch in Deutschland steigt der Mindestlohn 2025 auf 13,90 Euro – ein Schritt in die richtige Richtung, aber laut IG BAU noch ausbaufähig.

Rückenwind aus Berlin

Für die Landwirtschaft zeichnen sich zudem finanzielle Entlastungen ab: Die geplante Senkung der Stromsteuer sowie die ab 2026 wieder eingeführte Rückvergütung beim Agrardiesel (21,4 Cent pro Liter) sollen Betriebe unterstützen. „Diese Entlastungen dürfen nicht auf dem Rücken der Saisonarbeiter eingespart werden“, so Eckardt.

 

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